Blue Origin: Das Raumfahrtunternehmen des Amazon GrĂĽnders Jeff Bezos

Blue Origin: Das Raumfahrtunternehmen des Amazon GrĂĽnders Jeff Bezos

“Once in a blue moon...” gilt für alle, nur nicht für ihn: Jeff Bezos. Mit diesem Sprichwort ist im englischen Sprachgebrauch von einem sehr seltenen Ereignis die Rede. Für Bezos hingegen steht fest: Wir werden in naher Zukunft zum Mond fliegen und zwar zum Urlaub machen.
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Die GrĂĽndung des US Raumfahrtunternehmens Blue Origin


Amazon-Gründer Jeff Bezos ist nicht zu stoppen: Nur sechs Jahre nach Gründung seines Milliarden-Businesses hat er 2000 den nächsten Fisch ins Becken entlassen. Dieser trägt den Namen Blue Origin – ein privat finanziertes US-amerikanisches Raumfahrtunternehmen. Neben der Herstellung von Raumschiffen, verfolgt das Unternehmen suborbitale Flüge. Getreu dem Motto “Gradatim ferociter”, was frei übersetzt so viel wie “Langsam, aber unaufhaltsam” bedeutet.

Die Mission von Jeff Bezos: Weltraumtourismus und die Landung auf dem Mond


Wovon träumt wohl Jeff Bezos, wenn er still und friedlich schläft? Die Antwort: Von einer Straße, die auf direktem Wege ins All führt und auf der in Zukunft für möglichst viele Menschen Zugang zum Weltraum haben. Orbitale Weltraumflüge und wissenschaftliche Missionen sollen den vermeintlich unendlichen Ressourcen und Möglichkeiten für die kommenden Generationen auf die Spur kommen. Recycling und die Wiederverwendbarkeit von Spaceshuttles hat sich Bezos dabei klar auf die Fahnen geschrieben.

Nicht nur die Vermeidung von Weltraumschrott, auch die Kosten möchte er auf diese Weise reduzieren. Bezos zweiter großer Wunsch, den er gerne im Jahr 2024 Realität werden lassen möchte. Blue Moon lautet der Projekttitel, bei dem ein Raumschiff in der Lage sein soll, auf der Oberfläche des Erdtrabanten zu landen. Bezos beschreibt das Vorhaben mit den Worten, dass es an der Zeit sei, zum Mond zurückzukehren, nur diesmal, um zu bleiben.

Technische Infrastruktur und Projekte

Die Entwicklungs- und Produktionsstätten von Blue Origin


Blue Origins Entwicklungsabteilungen befinden sich in der Nähe von Seattle, Washington und West Texas. Der Erfolg von Blue Origin hat bereits so viel Fahrt aufgenommen, dass die Raketenmanufaktur und Lagerhalleninfrastruktur kontinuierlich wachsen. Washington ist der Ort, wo die Raketen, Bodenfahrzeuge und Weltraumkapseln entstehen. Blue Origins BE-4, sein derzeit größter Raketenantrieb, wird allerdings in einer neuen Produktionsstätte in Huntsville, Alabama, gefertigt. In Florida gehen vorrangig Bodenfahrzeuge vom Band. In unmittelbarer Nähe zum Cape Canaveral, wo Blue Origins neueste Schwerlast-Trägerrakete in den Himmel steigt.

New Shepard: Das wiederverwendbare Trägersystem


Lange wurden in der Raumfahrt Raketen eingesetzt, die nur einmal verwendet werden konnten. Damit verbunden ist neben extrem hohen Kosten massenweise herrenloser Weltraumschrott. Den senkrecht landende Delta-Clipper DC-X hat Blue Origin zum Vorbild genommen, um eine nachhaltigere Produktion zu verfolgen. Ehemalige DC-X-Ingenieure arbeiten seither im Auftrag von Blue Origin an zukunftsträchtigen Raketen und Triebwerken.

Die Raketen BE-1 bis BE-7


Die Blue Engines BE-1 und BE-2 sind die ersten Raketentriebwerke, die Blue Origin entwickelt hat. Als Treibstoff dienten bei beiden Antrieben noch Peroxide und Kerosin. Mit den Blue Engines BE-3 und BE-4 setzt Blue Origin auf wiederverwendbare Flüssigkeitsraketentriebwerke. Die BE-3 wird mithilfe von Flüssigwasserstoff und -sauerstoff betrieben, die BE-4 verbrennt neben Wasserstoff erstmals flüssiges Methan. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen ist das BE-7-Triebwerk speziell für Mondlandegeräte konzipiert, um eine bestmögliche Kontrolle zu gewährleisten. Als Treibstoff wird auch hier Wasserstoff und Sauerstoff verwendet. Verbaut wird das neueste Triebwerk im Blue Moon Mondlander.

New Glenn: Die Schwerlast-Trägerrakete


Blue Origins kleinste Orbitalrakete gehört mit einer geplanten Höhe von 96 Metern und einer Nutzlastkapazität von 45 Tonnen zu den größten Schwerlast-Trägerraketen auf der Welt. Benannt ist sie nach John Glenn, der sich als erster amerikanischer Astronauten in einer Erdumlaufbahn befand.

Blue Moon: Das Mondlandegerät


Der Blue Moon Moonlander zielt darauf ab, neben Geräten für wissenschaftliche Tests und Mondfahrzeugen, ebenso Menschen zum Mond zu bringen. Eine Cargo-Variante soll den Transport von 3,6 Tonnen, ein andere eine Last von bis zu 6,5 Tonnen erlauben. Dass nach Neil Armstrong wieder ein Amerikaner den Mond betreten wird, scheint mit dem Launch-Ziel 2024 nicht abwegig zu sein.

New Armstrong: Das noch geheime Projekt


Nach der Bekanntmachung von New Glenn im Jahr 2016, kündigte Bezos ein weiteres großes Projekt mit dem vielversprechenden Namen New Armstrong an. Details dazu sickern kaum durch. Spekuliert wird, dass es sich um ein Mondfahrzeug oder um eine neue, noch leistungsfähigere Trägerrakete handeln könnte.

Das Management-Team von Blue Origin Galactic

Der GrĂĽnder und HaupteigentĂĽmer Jeff Bezos


Geboren in New Mexico, gehört Jeffrey Bezos als Gründer des Online-Versandhändlers Amazon zu den reichsten Menschen der Erde. Sein Gesamtvermögen wird auf ca. 200 Milliarden Euro geschätzt. Nachdem er seinen Bachelor in Elektrotechnik und Informatik abgeschlossen hat, arbeitete er zunächst er bei einer Mobilfunkgesellschaft, wo die Idee eines Online-Buchhandels entstand. 1994 gründete er das Milliardenunternehmen Amazon, 2000 startete er mit Blue Origin sein nächstes Business.

Bob Smith (CEO)


Als CEO von Blue Origin ist Bob Smith für die Entwicklung der technischen Infrastruktur und alle geschäftlichen Prozesse zuständig. Zuletzt war er bei Honeywell Aerospace, unter anderem als President of the Mechanical Systems and Components. In der Vergangenheit hat er als Executive Director bei United Space Alliance und bei The Aerospace Corporation gearbeitet. Sein Studium schloss er in der Luft- und Raumfahrttechnik ab, wo er gleichfalls einen Doktortitel trägt.

Susan Knapp (CFO, Finanzen)


Blue Origins Frau für die Zahlen und alles was Finanzen betrifft, ist seit 2018 Susan Knapp. Bevor sie ihre Stelle bei Blue Origin antrat, war sie kurzzeitig für Northrop Grumman tätig, nachdem dieser ihren früheren Arbeitgeber Orbital ATK aufgekauft hatte. Bei jenem hat sie 18 Jahre als Vizepräsident im Bereich Finanzen gearbeitet. Orbital ATK, das eine Fusion von Orbital Sciences Corporation und ATK darstellt, stand für die Entwicklung und den Start von Trägerraketen und Satelliten.

Terry Benedict (COO)


Terry Benedict ist momentaner Chief Operating Officer, sprich leitender Geschäftsführer, bei Blue Origin. Somit ist er der Mann für alle operativen Geschäftsprozesse. Bevor er zu Blue Origin kam, war Terry im Vorstand bei Draper. Draper ist dafür bekannt, sämtliche technische Lösungen für die Probleme von morgen zu entwickeln.

Die unternehmerischen Ziele von Blue Origin

Die Finanzierung des Unternehmens


Blue Origin existiert größtenteils dank der Finanzspritzen von Bezos selbst. 2014 investierte er 500 Millionen US-Dollar in sein Unternehmen. Zuletzt machte er 2017 bekannt, das er immer wieder seine privaten Amazon-Aktien abstößt, um Blue Origin mit weiteren Geldmitteln zu füttern. Schätzungen gehen davon aus, dass er auf diesem Wege jährlich einen Geldbetrag von rund einer Billion US-Dollar in Blue Origin überträgt. Als Wettbewerbsfinalist des Launch Services Agreement Wettbewerbs der United States Air Force hat Blue Origin ebenfalls gute Chancen ein Preisgeld in Höhe von 500 Millionen US-Dollar abzugreifen. Rund 26 Millionen US-Dollar sind dem Unternehmen dank mehrerer Aufträge für die NASA zugeflossen.

Der Börsengang: In Blue Origin Aktien investieren - Lohnt sich das?


Gesucht, aber nicht gefunden. Blue Origin ist bislang tatsächlich nicht an der Börse notiert. Du kannst also aufatmen, denn du bist noch nicht zu spät. Um aber nicht den möglichen Startschuss zu verpassen, kannst du dich von uns auf dem neuesten Stand halten lassen. Wie und wo? Am Ende des Artikels erfährst du mehr.

Kooperationen mit NASA, United Launch Alliance und Boeing


Blue Origins Entwicklungszusammenarbeit mit der NASA hat dem Unternehmen nicht nur ein lukratives Einkommen beschert, sondern hat auch dafür gesorgt, den Fuß in die Tür zu bekommen. Durch die Aufnahme in das erste Commercial Crew Development (CCDev) Programm stellte sich Blue Origin als überaus kompetenter und fortschrittlicher Kooperationspartner heraus. Das sorgte für Folgeaufträge im Rahmen der zweiten Phase des CCDev-Programms. In der darauffolgenden Phase entschied sich die NASA jedoch für eine Langzeitkooperation mit Elon Musks Unternehmen SpaceX, nachdem sich Blue Origin mit einem Einspruchsverfahren bei einer Bieterrunde ins Abseits geschossen hat.

2018 verkündete United Launch Alliance, Blue Origins BE-4 für seine Vulcan Rakete einzusetzen. Damit kommt anstelle des russischen RD-180 seither das amerikanische Triebwerk zum Einsatz. Ein weiterer namhafter Partner Blue Origins ist Boeing, für den das Raumfahrtunternehmen in der ersten Phase des DARPA XS-1 Spaceplane-Programms tätig ist. Auch mit der United States Air Force ist man im Gespräch für gemeinsame Projekte.

Die Rolle von Blue Origin im NASA Human Landing System (Mondlandefährte)


Die NASA verkĂĽndete, dass als Teil des Artemis-Programms drei US-Unternehmen mit der Entwicklung der Mondlander beauftragt werden, die Astronauten im Jahr 2024 sicher auf den Mond bringen sollen. Die Wahl fiel unter anderem auf Blue Origin. Mit modernsten, nachhaltigen Technologien des 21. Jahrhundert soll die Mission eine unvergleichbare RĂĽckkehr zum Mond seit 1972 werden. Blue Origin ist damit beauftragt, das Landeelement zu bauen, das mithilfe eines BE-7 Raketentriebwerk betrieben wird. Als Hauptauftragnehmer delegiert Blue Origin zudem die Unternehmen Lockheed Martin, Northrop Grumman und Draper, die unter anderem fĂĽr die Anfertigung der Crew-Kabine und Navigations- und Kontrollsysteme verantwortlich sind.

Rückschläge und Kritik am Unternehmen


Im Jahr 2011 ist ein unbemanntes Raumschiff bei einem Testflug abgestürzt. Wegen eines Kontrollverlustes musste der Antrieb abgeschaltet und damit zerstört werden. Das Raumschiff sei in einer Höhe von 13.700 Metern verloren gegangen, erklärte das Raumfahrtunternehmen Blue Origin. Der Ausgang war damit zwar weniger erfreulich, doch Jeff Bezos beteuerte, dass bei einem Vorhaben wie diesem mit Hürden zu rechnen ist.

Das Wichtigste zu Blue Origin auf einen Blick

Blue Origin verfolgt mit seinem nachhaltigen Ansatz eine klare Strategie: den Weltraum für mehr Menschen zugänglich machen und Ressourcen sinnvoll einsetzen. 2024 soll es soweit sein und die ersten Weltraumtouristen sollen für 1.000 US-Dollar pro Sekunde den endlosen Weiten näher kommen. Steh in der ersten Reihe, wenn wir die neuesten Infos und Entwicklungen teilen – am Besten, indem du dich direkt in unseren Newsletter einträgst.

Häufig gestellte Fragen zum Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic